Spinnenfein sitzen wir mittendrin im Gespinst der auslaufenden Gassen und der Brücke, an der die Stadt sich öffnet, da, wo das mittelalterliche Parzellennetz seinen Anfang nahm. Lauernd? Schauend? Nebenan das Schild �Weltkulturerbe�: Erbe ist viel in dieser Altstadt - nun geht es auch um Kultur und um Welt. Aus der schlichten Kreuzung soll ein Platz werden, ein Ort, an dem Menschen aus aller Welt und die Anwohnerinnen und Anwohner der mündenden Gassen sich begegnen.
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Die kantigen weissen Linien im Katzenkopfpflaster treffen sich in einem kleinen vertikalen Ereignis mit Dauer: dem einen pulsierenden Wasserstrahl, der im Zentrum der Blüte aus dem Sinkkasten fährt, einem Geysir des kühlen Genusses nach menschlichem Mass. Wasser schiesst auf, formt sich für Sekunden in der Schwebe zu einer durchsichtigen Skulptur, bis es fällt und am Boden zerklatscht. Dieses plastische Moment ist der Augenblick, Wasser aufzufangen, zu trinken und sich im Vorbeigehen zu erfrischen.
Die kleine Fontäne zitiert viele Brunnen, auch das berauschende Wasserspiel am Bundesplatz oder den Zyklus des Oppenheim-Brunnens. Und doch entsteht etwas eigenes: Die Brunnenfiguren steigen vom Sockel. Der eine Wasserstrahl schafft die unmerkliche Differenz im Alltag und bezeichnet eine Stelle, an der die Menschen sich selber vom Boden weg leichter und vielleicht ein klein wenig grösser erfahren.
Die Alpen stehen noch und gehören zum aussergewöhnlichen Panorama dieser Stadt. Und doch wird die Sicht aufs Mittelmeer freier. Mit minimalen Mitteln zieht ein Moment mediterraner Grandezza in die Stadt ein und schafft eine weitere Wasserpiazza der Flussstadt. Über die Wasserwege war Bern schon immer mit der Welt verbunden: ein ausgezeichneter Punkt im World Water Web.
Text von Hans Rudolf Reust
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